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„Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt, ist es besser, viel besser als man glaubt“ (Herbert Grönemeyer „Bochum“)

 Das Ruhrgebiet ist im allgemeinen Bewusstsein eine wenig attraktive Region, die sich nicht unbedingt als touristisches Ziel anbietet, allerdings völlig zu Unrecht. Dieser unterschätzte Industrieraum ist nämlich eigentlich eines der spannendsten Gebiete der Bundesrepublik. Das sollten die Schüler und Schülerinnen des Geographie-W-Seminars „Industrieräume in Deutschland“ des Max-Reger-Gymnasiums  unter der Leitung von OStRin Veronika Frenzel nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis kennen lernen. Aufgrund des Rohstoffs Kohle war hier in einem ursprünglich agrarisch bestimmten Raum die zeitweise größte Industrie- und Menschenagglomeration Europas entstanden und zwar eben wegen des florierenden Bergbaus und der daran sich anschließenden Stahlverhüttung und-verarbeitung. Allerdings hat dieser Bereich seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts durch die Verdrängung der Kohle als Energieträger und Rohstoff für die chemische Industrie durch Erdöl und durch die Krisen in der hier ansässigen Stahlproduktion massive Probleme. Hohe Arbeitslosigkeit und in der Folge davon eine immense Abwanderung haben jahrelang diesen Raum geprägt.

Mit allen Kräften versucht man seit geraumer Zeit hier einen Strukturwandel durchzuführen, um eine Branchenvielfalt herzustellen und die Verödung zu stoppen. Die Ziele der Exkursion waren deshalb auf der einen Seite die beeindruckenden Zeugnisse der montanen Vergangenheit zu besichtigen, soweit sie erhalten worden sind,  wie im Landschaftspark Nord in Duisburg, wo man die beeindruckenden Industrieruinen des Stahlwerks stehen gelassen hat und die nachts illuminiert werden, um eine ganz eigene Stimmung zu erzeugen. Auf der anderen Seite ist es natürlich interessant zu sehen, wie man alte Zeugnisse der Vergangenheit einer neuen Funktion zugeführt hat wie den Gasometer in Oberhausen, einst der größte Gasometer der Welt, jetzt die größte Ausstellungsfläche der Welt. Oder die völlige Umwandlung einer Industriefläche angepasst an die Erfordernisse der nachindustriellen Konsumgesellschaft wie das CentrO in Oberhausen, bis vor Kurzem noch die größte Mall Europas, die man auf die stillgelegten und völlig umgewandelten Flächen des einstigen Stahl- und Kohlewerks gesetzt hat. Natürlich war ein Besuch des Starlightexpress in Bochum ein Muss. Seine Inszenierung war eine der ersten Strukturmaßnahmen der Stadt, um den Tourismus in einer nicht ganz einfachen Gegend anzukurbeln. Dass dieses Modell gelungen ist, sieht man daran, dass es nun ununterbrochen seit 26 Jahren läuft und andere Städte inzwischen auch das Musical als touristischen Anziehungspunkt für sich entdeckt haben.  Weitere Besichtigungspunkte waren das Bergbaumuseum in Bochum, wo tatsächlich unter der Erde die verschiedenen Entwicklungen des für den Menschen harten Kohleabbaus unter fast realen Bedingungen nachgestellt worden sind, und die völlige Umgestaltung des Duisburger Hafens. Den Abschluss bildete die Zechenanlage „Zollverein“, inzwischen Unesco-Weltkulturerbe aufgrund seiner grandiosen Architektur, wo wir neben dem Ruhrmuseum auch dem hier integrierten Designermuseum einen Besuch abstatteten. Bereits auf dem Rückweg warfen wir noch einen Blick auf eine der interessantesten frühen Arbeitersiedlungen, nämlich der Margaretenhöhe in Essen, die von Margarete Krupp konzipiert worden ist, eine der ersten Beispiele für den sozialen Wohnungsbau.  Auf der Heimfahrt wurde klar, das Ruhrgebiet hatte die Schüler in ihren Bann gezogen und sie konnten die ersten Zeilen der Bochum-Hymne von Herbert Grönemeyer inzwischen aus tiefsten Herzen nachempfinden: „Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt, ist es besser, viel besser, als man glaubt“.

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