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Drama, Baby, Drama!

Was Bruce Darnell in irgendeiner vergangenen Topmodelstaffel von sich gegeben hat, wurde für ein paar Schüler des Max – Reger – Gymnasiums in den letzten Monaten zur Realität. Mithilfe der sog. Schulplatzmiete, einem kartenvergünstigendem Angebot des Staatstheaters Nürnberg für Schüler ab der 9. Klasse, konnten einige Schüler des MRG ebenfalls richtiges „Drama“ erleben, zuerst im November und zuletzt im Januar – allerdings nicht das Drama, das Bruce Darnell meinte, sondern echtes, richtiges Theaterspiel. Ein Musical- und ein Ballettbesuch stehen noch aus.

 

Der Journalist Gustav Seibt sagte einmal: „Theaterstücke bestehen im Wesentlichen aus Liebe, Wahnsinn, Tod.“  In gewisser Weise können wir Schüler das auch bestätigen. Das erste Stück, das wir am 17. November anschauten, lautete Der Diener zweier Herren, geschrieben 1745 vom italienischen Dramatiker Carlo Goldoni. Der Inhalt des Dramas ist schnell zusammengefasst (Achtung, jetzt folgt ein Schwall italienischer Namen, Goldoni war schließlich waschechter Italiener). Der Diener, von dem im Titel schon die Rede ist, heißt Truffaldino und steckt in einer echten Existenzkrise. Kurz vorm Krepieren nimmt er in seiner Verzweiflung die Dienste zweier Herren an, von denen er nicht weiß, dass die beiden eigentlich ein Liebespaar sind. Er, Florindo, ist gerade auf der Flucht in Venedig, da er in einem Streit den Bruder seiner Geliebten Beatrice umgebracht hat. Der andere Er (Rasponi) ist eigentlich eine Sie, nämlich Beatrice selbst, die sich als Mann verkleidet und ihrem Geliebten nachgereist ist. Ihre Scheinidentität, Rasponi, ist jedoch der Kaufmannstochter Clarice versprochen, die jedoch liebt wieder einen anderen – ja, im guten alten Drama läuft es nicht anders ab als bei GZSZ. Die beiden Liebenden wissen nichts vom gegenseitigen Aufenthalt in der selben Stadt, ja sogar im selben Gasthaus – die Wahrscheinlichkeit sich da zu treffen ist nämlich ganz niedrig, wie in allen Liebesgeschichten. Durch seine Doppeldienste kommt Truffaldino ganz schön ins Schwitzen und verursacht so einige Missverständnisse, am Ende klärt er aber alles auf und führt das Liebespaar zusammen – er selbst bekommt natürlich auch noch ein Mädchen, sonst wäre das happy ending ja kein richtiges happy ending.

Das Stück wurde insgesamt von allen Schülern sehr positiv aufgenommen. „Das Theaterstück war – anders als erwartet - lustig und die Schauspieler haben sehr gut gespielt“, meint eine Zehntklässlerin. Auch unsere tschechischen Gastschüler fanden das Stück äußerst unterhaltsam, besonders überrascht waren sie von der modernen Umsetzung des Stückes. Die fand bei vielen Schülern Anklang, besonders der von Truffaldino immer wieder gesungene reggae-artige Song „Man Smart (Woman Smarter)“, ursprünglich von Harry Belafonte, entwickelte sich zu einem echten Ohrwurm und unterstützte zudem durch seinen Liedtext das Geschehen des Dramas auch noch musikalisch.[1] So mancher Neuntklässler meinte sogar, dass er von dem Abend „begeistert“ war – auch wenn für manche die Zugfahrt nach Nürnberg das Highlight darstellte. Insgesamt überzeugte das Stück durch seinen Witz, seine Schnelllebigkeit, die großartige Leistung der Schauspieler, das umfassende italienisch angehauchte Bühnenbild und die moderne Interpretation des Werkes.

Das zweite Stück, Das Käthchen von Heilbronn, geschrieben 1810 von Heinrich von Kleist, war da schon von anderem Kaliber. Schon vor Beginn des Stückes meinte Frau Graf, dass dieses Stück wesentlich anspruchsvoller als das letzte sein sollte und sie sollte auch Recht behalten. Doch zunächst kurz zum Inhalt. Käthchen hat sich Hals über Kopf auf den ersten Blick in Graf vom Strahl, Friedrich, verliebt. Diese Liebe auf den ersten Blick ist Käthchens Vater nicht ganz geheuer, sodass er Friedrich anklagt und ihm vorwirft, Käthchen mit Magie so verzaubert zu haben. Friedrich, der nach einem Traum auf der Suche nach der Kaisertochter, welche er heiraten möchte, ist, streitet dies jedoch ab. Er selbst verlobt sich mit Kunigunde, da er überzeugt ist, dass sie die Kaisertochter ist. Kunigunde wiederum hat – wie die bösen Frauen nun mal sind – jedoch den Plan im Hinterkopf, durch die Heirat an begehrte Ländereien von Friedrich zu kommen. Nach einer Racheaktion ihres Ex wird der Aufenthaltsort von Kunigunde niedergebrannt, dabei schickt Kunigunde Käthchen (um diese und ihre lästige Liebe zu Friedrich loszuwerden) nochmal in das Feuer, um für sie wichtige Dokumente zu retten. Käthchen überlebt das Feuer jedoch UND rettet dabei die Dokumente. Später erfährt Friedrich jedoch von Kunigundes Tat, trennt sich von ihr und – oh Wunder – heiratet Käthchen, die sich als uneheliche Tochter des Kaisers entpuppt.

Verwirrt? Nun, dann stellt euch mal vor, das Ganze in einer zweistündigen, pausenlosen Vorstellung anzuschauen und dabei nicht den roten Faden zu verlieren, wer jetzt mit wem und warum und wieso. Denn wie Frau Graf schon zu Beginn gesagt hat – Das Käthchen von Heilbronn war in der Tat ein viel anspruchsvolleres Stück, besonders dann, wenn man sich vorher nicht mit dem Inhalt auseinandergesetzt hat. So stand so manchen Schülern nach dem Stück wortwörtlich das Fragezeichen ins Gesicht geschrieben und nicht selten wurde der Nachbar gefragt: „Hast du des gecheckt?“. Auch diese Interpretation des Werkes war eine moderne, sodass sogar eine kurze Lady Gaga – artige Einlage in das Stück Einzug gefunden hat, was das Verständnis des Werkes nicht unbedingt gefördert hat.

Was jedoch in diesem viel düsteren Stück sehr überzeugt hat, waren die brillianten Bühnenbilder. Besonders die Brandszene wurde durch Lichteffekte, Drehbühne und Herabrieseln von Brandpartikeln fabelhaft dargestellt, die Atmosphäre perfekt übermittelt. Auch wurde in der Aufführung viel mit Spiegeln und allgemein mit Licht gearbeitet, was fantastische Effekte zur Folge hatte. Ebenfalls wurde in diesem Stück ein sich wiederholendes Lied eingebaut, ähnlich wie in Der Diener zweier Herren. „Angels“ von The xx unterstützte durch seinen Liedtext und seine trist-melancholische Melodie das Bühnengeschehen – das Lied handelt von einer Liebe, die von Außenstehenden nicht verstanden wird bzw. verstanden werden kann.

Bisher haben sich die beiden Theaterbesuche jedoch völlig rentiert und alle Schüler sind voll auf ihre Kosten gekommen. Im März geht es mit einem Musical weiter. Wir sind gespannt.


[1] Im Song wird davon erzählt, dass oftmals Männer als klüger angesehen werden, der Sänger ist jedoch anderer Meinung. So bezieht er sich sogar auf die Bibel, um seine These der Dominanz der Frauen zu unterstützen: Garden of Eden was very nice, Adam never work in Paradise
Eve meet snake, Paradise gone, She make Adam work from that day on

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